Ich freue mich sehr bei der Vernissage am 20. Februar 2020 eine größere Auswahl meiner Bilder in meiner Heimatstadt Stadtbergen zeigen zu können. Die Bilder können bis zum 20. März 2020 im Foyer des Rathauses besichtigt werden.

Laudatio für Silke

Ausstellung
im Rathausfoyer Stadtbergen von Eva Bley,
Bildende Künstlerin

 

Sehr geehrte Gäste, Herr Bürgermeister, liebe Silke,

Du hast mich gebeten, die Laudatio für Deine Ausstellung zu halten und ich habe gerne zugesagt. Schließlich haben wir zusammen schon viel Zeit mit der Kunst im Allgemeinen und mit der Aquarellmalerei im Besonderen, verbracht.

Schon vor vielen Jahren hast Du Dich mit der Aquarelltechnik beschäftigt und man sieht bis heute auch bei den Acrylbildern die Lasurschichten und das transluzente der Aquarellfarben, das Aquarellieren kommt auch Deinem schnellen Einfangen von Stimmungen entgegen.

Schon damals, bei Deinen Anfängen bei Malreisen und Kursen mit mir, wolltest Du mehr  und hast Dich schließlich an der Akademie der Bildenden Künste in Kolbermoor zum Studium angemeldet und Dich bei verschiedenen namhaften Dozenten weitergebildet. Seit einem Jahr bist Du auch Mitglied im BBK, wo Du Deine Bilder nun, genauso wie hier, einem größeren Publikum zeigen kannst.

Als man heute dieses Foyer betreten hat, fühlte man sich sofort von der beschwingten, ja heiteren Atmosphäre umgeben. Die Bilder scheinen leicht zu sein, uns zum Tanz aufzufordern. Neben dem lichten Innenhof wirbeln ja auch Tänzerinnen über die Leinwand, ein gedeckter rose Pinselstrich haucht Ihnen Dynamik und Leben ein.

Kommt man dann aber in den hinteren Teil des Raumes, erkennt  man auch das Belastende, schwere, in dunkles Blau gehüllte, vom Entstehungsdatum her auch zuvor Entstandenes. Großformatig in halbabstrakten und abstrakten Farbkompositionen in Acryl kommen sie daher, während bei manchen Bildern die Farbe mit Wasser aquarellartig verdünnt über die Leinwand fließt.

„Immer weiter gehen“ heißt Dein Titel, zu dem Du Acrylbilder aus den letzten 5 Jahren ausgewählt hast.

Immer weiter gehen, setzt voraus, das das Stillstehen überwunden ist oder gar nicht stattgefunden hat, sondern man sich auf seinem Lebenslauf befindet.

Weiterzugehen heißt, man ist schon lange auf dem Weg. Abzweige kommen, Kreuzungen, Durststrecken… wie weit noch gehen?

Das Weite suchen! Das Weite, das bei Deinen Bildern immer gleichsam zu spüren ist, z.B. bei den Meerbildern, oder dieses, das „Brandung“ heißt, aber genauso gut der Schnee oder Nebel über den Bergen sein könnte, auf jeden Fall aber in die Weite führt.

Aber: In welche Richtung? Geht die Reise in verheißungsvoller oder in drohend verlaufender Zielrichtung? Immer weiter gehen! Das klingt nach Stehaufmännchen, nach Wagemut und Herzklopfen, wie ein Einschwören, sich selbst antreiben.

Wie bei diesem Bild, wo Menschen sich auf der Zugspitze mutig hinauswagen über dem tiefen Abgrund, dort, wo man sich nur auf sich selbst verlassen kann. Du hast gesagt, ich habe gelernt, das Wichtigste ist, sich selbst zu genügen. Sich selbst genügen, das macht frei, macht auch den Weg frei für Neues.

Man kann aber den Weg nur immer weitergehen, wenn man sich seiner Vergangenheit, also des Rückwärtigen, bewusst ist. Bei dem Bild „alles anders“ sieht man das Vergangene als darunter-liegende Schichten, die man durch abreiben und Aussparen wieder zum Vorschein bringt. Dadurch entsteht Tiefe und wiederum eine zeitliche Abfolge sowohl farblich wie gestisch. Je älter wir werden, desto mehr Schichten legen wir an. Nichts versinkt vollständig im Vergessen, alte Erfahrungen beeinflussen unser gegenwärtiges Handeln, das sich wiederum eine, in die Zukunft weisende, Wirkung verspricht. Weiter gehen heißt, in die Zukunft gehen.

„Alles Alte, soweit es Anspruch darauf hat, sollen wir lieben, aber für das Neue sollen wir recht eigentlich leben“ heißt es in Fontanes „Stechlin“. Der Blick in die Vergangenheit dient der Orientierung, er kann dazu beitragen, dass wir uns auf dem Weg in die Zukunft zurechtfinden, aber er kann uns diesen Weg nicht vorzeichnen.

Victor Hugo hat es so gesagt: Die Zukunft hat viele Namen: Für Schwache ist sie das Unerreichbare, für die Furchtsamen das Unbekannte und für die Mutigen die Chance.

Du hast es als Chance gesehen, neue Wege zu gehen, die Kunst der Malerei zu erlernen und sie zu einem Lebensinhalt zu machen.

Es ist eine ehrliche und einvernehmliche Kunst, weit abseits der minimalistischen In – Formel. Du verwendest Elemente bekannter Bildsprache, wie Tänzerinnen, Landschaft und Portraits. Markus Lüpertz hat gesagt: „Es gibt keine neue Kunst, es gibt nur immer neue Künstler“, in diesem Fall eine Künstlerin, eine, die uns hier mit ihrer Kunst an ihren Gefühlen und Stimmungen teilhaben lässt und durch unbeirrtes Weitergehen uns wunderschöne Seh-Erlebnisse schenkt. Vielen Dank dafür.